Ein teures Vergnügen?

Ja, ich weiß aus höchsteigener Erfahrung von den inneren Dramen, die sich abspielen, wenn mal wieder eine „Inspektion" in die Tausende ging, und wie beim Tanken das Zählwerk fast so schnell auf über 100 Euro war wie das Auto selbst auf km/h.

928sp


Aber solche Eindrücke, die dem 928 den Ruf einbrachten, seinen Eigner gern mal zu ruinieren, sind irreführend – die angeblich teuren 928 leiden unter dem Problem der „gefühlten Unterhaltskosten". Es ist zweifellos richtig, dass es immer wieder zu Reparaturrechnungen im Blutsturzbereich kommt, und das alle 4-500 km ein schmerzhafter Obolus an die Benzin ausgebenden Außenstellen unserer Finanzämter fällig wird. Nicht zu vergessen der Ölkanister vom Feinsten, welcher allzu oft bezahlt sein will, wenn man nicht gleich auf Faßware umstellt... All diese Aufwendungen haben eines gemeinsam: Sie müssen direkt bezahlt werden, und sie treten zum Teil ungeplant auf (Reparaturen). Dadurch sind sie in der Wahrnehmung allzu präsent. Bargeld weint nämlich, wenn man es hergeben muss.

Anders ist es mit den „Hintergrundkosten", die ein Automobil verursacht: Wertverlust und Zinsen. Beides wäre beim 928 ein steter Quell der Freude, wenn man es nur sehen könnte – aber wer setzt sich schon hin und rechnet aus, wieviel Zinsen ihm entgehen, wenn er denn seinen Sparstrumpf für einen 928 leert statt z.B. für einen konservativen Aktienfonds. Auch liegen die Anschaffungskosten für einen 928 auf einem Niveau, auf welchem die wenigsten Eigentümer eine Kredit- oder Leasingfinanzierung in Anspruch nehmen, welche die Zinsbelastung sichtbar machte.

Noch vertrackter ist es mit dem Wertverlust: Ein 928, welcher ordentlich instand gehalten wird, hat keinen. Inzwischen kann sogar mit Wertsteigerungen gerechnet werden. Die Stunde der (eigentlich angenehmen) Wahrheit schlägt allerdings nur dann, wenn der 928 verkauft wird. Aber wer, der halbwegs Benzin im Blut hat, macht das schon freiwillig? Und so bleiben die großen Wirtschaftlichkeitspluspunkte den 928 komplett verborgen, während die negativen sich hinterrücks und gnadenlos auf den armen Besitzer stürzen. Mit dem Ergebnis, dass 928 Fahren völlig zu Unrecht als teures Vergnügen gilt. Vergleicht man nämlich die Gesamtkosten, stellt sich heraus, dass ein 928 wesentlich günstiger zu unterhalten ist als ein aktueller Sportwagen. Vielmehr sind die Kosten das einzige, wo man den 928 allen Ernstes der gehobenen Mittelklasse zuordnen könnte, denn:

Der Wertverlust und ggf. die Finanzierungskosten, die ein halbwegs stilvoller, ähnlich motorisierter Neuwagen mit sich bringt kann man zwischen 10 und 20.000 Euro ansiedeln - pro Jahr! Und das ist in etwas das, was man für die höheren Unterhaltskosten des 928 (Verbrauch, Instandhaltung) zur Verfügung hat, wenn man so budgetiert, wie es sich für den Genuss eines solchen Hochkaräters auf Rädern gehört. Und wenn man nicht gerade ein materialmordender Vielfahrer ist, wird man diesen Wert deutlich unterschreiten.

Dem durchaus bedenkenswerten Einwand, dass man einen Neuwagen nicht mit einem alten vergleichen kann, möchte ich entgegenhalten, dass ein gut gepflegter 928 sich tatsächlich wie „fast neu" anfühlt, etwa so wie 1-3 Jahre alte normale Autos (das macht es im übrigen auch so schwer, den Kilometerstand eines angebotenen Fahrzeuges anhand des Fahreindrucks zu hinterfragen). Ein Grund dafür liegt sicherlich in der Solidität des 928, insbesondere dessen enormer Karosseriesteifigkeit. Fühlen sich „normale" Autos nach und nach immer „ausgeleierter" an, bleibt ein 928 (und ältere 911, angeblich vor langer Zeit auch Mercedes) fest wie eine Burg. Auch Fahrwerk, Antrieb und Interieur fühlen sich, wenn man sich angemessen darum kümmert, auch nach Jahren noch „frisch" an.

Ganz abgesehen davon, dass für Vollblut-928-Fahrer kein noch so neuer Neuwagen ernsthaft als Alternative in Frage kommt.